Liberale und konservative Rabbiner- und Kantorenausbildung in Potsdam im Aufbruch
Die Nathan Peter Levinson Stiftung hat ihre Arbeit aufgenommen. Der Zweck der Stiftung ist die Gewährleistung einer akademisch hochwertigen, transparenten Ausbildung liberaler und konservativer Rabbinerinnen und Rabbiner sowie Kantorinnen und Kantoren. Innerhalb der Stiftung sind drei Seminare entstanden: Das Regina Jonas Seminar für die liberale Rabbinerausbildung, das Abraham J. Heschel Seminar für die konservative (Masorti) Rabbinerausbildung und das Louis Lewandowski Seminar für die Kantorenausbildung. Die Universität Potsdam beabsichtigt, die Stiftung als An-Institut anzuerkennen.
Die rabbinische Leitung des Jonas-Seminars hat Rabbiner Prof. Yehoyada Amir übernommen und die des Heschel-Seminars Rabbiner Prof. Bradley Artson. Mitglieder im Kuratorium der Stiftung sind: Rabbinerin Prof. Elisa Klapheck, Rabbiner Nils Ederberg (beide Allgemeine Rabbinerkonferenz), Dr. Rebecca Seidler (Jüdischer Liberal-Egalitärer Verband), Dr. Josef Schuster, RA Daniel Botmann (beide Zentralrat der Juden in Deutschland), Prof. Oliver Günther (Universität Potsdam). Die Geschäftsführung der Stiftung (Stiftungsvorstand) übernimmt Dr. Dmitrij Belkin. Stifter ist der Zentralrat der Juden in Deutschland.
Mit Beginn der Ausbildungstätigkeiten in Trägerschaft der Nathan Peter Levinson Stiftung soll eine lange Phase von Turbulenzen und Unsicherheit für die liberale und konservative Rabbiner- und Kantorenausbildung in Deutschland beendet werden. Seit Bekanntwerden der Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Mai 2022 sind die Diskussionen um diese Ausbildungsstätten nicht zur Ruhe gekommen.
Mit der Nathan Peter Levinson Stiftung als alternative neue Struktur der Ausbildung folgt der Stifter, der Zentralrat der Juden, dem Gutachten des Religionsverfassungsrechtlers Prof. Gerhard Robbers, das im Frühjahr 2023 erstellt wurde. Eine religionsgemeinschaftliche Stiftung gewährleistet einen transparenten Ausbildungsbetrieb in enger Kooperation mit der School of Jewish Theology und den Jüdischen Studien an der Universität Potsdam.
Zentralratspräsident Dr. Josef Schuster betont: „Wichtig ist, dass die Studierenden Klarheit haben. Heute ist ein guter Tag für die Rabbiner- und Kantorenausbildung in Deutschland und ein guter Tag für die jüdischen Gemeinden in unserem Land. Die Levinson-Stiftung ist ein Zentrum jüdischer Religion und jüdischen Denkens. Die neue Ausbildung liberaler und konservativer Rabbinerinnen und Rabbiner sowie Kantorinnen und Kantoren in Potsdam bricht in eine verheißungsvolle Zukunft auf und öffnet wichtige internationale Horizonte und Netzwerke innerhalb des liberalen und konservativen Judentums.“
Die neue Stiftung ist nach dem liberalen Rabbiner Nathan Peter Levinson (1921 – 2016) benannt, der bereits 1940 an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums – dem heutigen Leo-Baeck-Haus und Sitz des Zentralrats – studierte. 1941 gelang ihm und seiner Familie in letzter Stunde die Flucht aus Deutschland in die USA. Nach der Schoa kehrte er 1950 zurück, war maßgeblich an der Gründung der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg beteiligt und wurde zu einer signifikanten Stimme der jüdischen Gemeinschaft der Bundesrepublik Deutschland. 2016 verstarb er in Berlin. Wie kaum ein anderer steht Rabbiner Levinson für das Motto der neuen Stiftung: Von Generation zu Generation / Ledor Wador.
Alles weitere zur Nathan Peter Levinson Stiftung und derer Seminare finden Sie auf der Website der Stiftung.
03.09.2024
Gesprächsveranstaltung mit Dr. Josef Schuster und Ahmad Mansour: Zwischen Trauer und Trauma – Ein Jahr nach dem 7. Oktober
Der 7. Oktober 2023 ist der blutigste Tag für Jüdinnen und Juden seit der Schoa. Mehr als 1200 Menschen wurden bei dem Massaker der Terrororganisation Hamas in Israel brutal ermordet. 239 Menschen wurden verschleppt, noch immer befinden sich aktuell 101 von ihnen in der Gewalt der Terroristen in Gaza. Der 7. Oktober 2023 ist das Pogrom unserer Zeit. Der Kampf Israels um das Leben der Geiseln, für die Sicherheit der Menschen in Israel und gegen den Terror dauert bis heute an.
Überall auf der Welt sind in den vergangenen Monaten Jüdinnen und Juden zur Zielscheibe antisemitischen Hasses geworden. Es hat sich ein Hass auf Israel festgesetzt, der schnell zum Ausgangspunkt antisemitischer Propaganda und Gewalt wird. Auch in Deutschland erreichen antisemitische Straftaten seit dem 7. Oktober 2023 einen Höchststand. Viele Jüdinnen und Juden sind zerrissen von Trauer über das Massaker und der eigenen Traumatisierung aufgrund dieses barbarischen Akts sowie des massiven Anstiegs des Antisemitismus im eigenen Land. Zu einem großen Teil geht dieser von der muslimisch geprägten Bevölkerung und dem linken Milieu aus, während man sich an den ebenfalls gestiegenen rechtsextremen Antisemitismus in trauriger Gewissheit fast schon gewöhnt hat.
Wie können wir dieses Gefühl greifen? Was bewegt die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ein Jahr nach dem 7. Oktober? Wie sollen wir mit dem Aufschwung islamistischer Ideologie in Deutschland umgehen?
Um diese – und noch mehr – Fragen wird sich ein Gespräch zwischen dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland Dr. Josef Schuster und dem Diplom-Psychologen und Islamismus-Experten Ahmad Mansour in Berlin am Abend des 7. Oktober 2024, den Jahrestag des Massakers, drehen. Moderiert wird das Gespräch von Hanna Veiler, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands.
Dr. Josef Schuster und Ahmad Mansour führen damit ihre Gespräche fort, die am 9. September 2024 in dem Band „Spannungsfelder – Leben in Deutschland“ im Herder-Verlag erscheinen werden.
Persönliche Einladungen und eine Presseeinladung folgen.
25.08.2024
Statement Dr. Josef Schuster zum Anschlag in Solingen
„Der grausame Anschlag von Solingen schockiert uns alle, er richtet sich gegen den Kern unserer Gesellschaft. Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer. Die islamistische Ideologie will unsere Art zu leben zerstören. Die Entwicklungen der letzten Monate in Deutschland und in ganz Europa sind alarmierend. Islamismus ist eine reale Bedrohung unserer offenen Gesellschaften. Wir müssen diese Gefahr ernst nehmen.“
21.08.2024
Leo-Baeck-Preis 2024 geht an Hans-Joachim Watzke
Verleihung findet am 13. November in Berlin statt.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland verleiht in diesem Jahr seine höchste Auszeichnung, den Leo-Baeck-Preis, an Hans-Joachim Watzke, den Vorsitzenden der Geschäftsführung des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund. Die Preisverleihung findet am 13. November 2024 in Berlin statt. Die Laudatio hält der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst.
Hans-Joachim Watzke setzt sich seit vielen Jahren mit voller Überzeugung für unsere offene Gesellschaft ein. Der Kampf gegen Antisemitismus ist ihm dabei ein Herzensanliegen, das er zu einem elementaren Bestandteil seiner Arbeit gemacht hat. Unter seiner Führung ist der Verein Borussia Dortmund zu einem wichtigen Partner in der Antisemitismusprävention geworden.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, erklärt:
„Hans-Joachim Watzke ist entscheidend für die Vorreiterrolle von Borussia Dortmund im Kampf gegen Antisemitismus. Vor vielen anderen hat der Verein die IHRA-Arbeitsdefinition Antisemitismus übernommen und damit andere Clubs motiviert, nachzuziehen. Auch nach dem 7. Oktober stand und steht Borussia Dortmund unter Führung von Hans-Joachim Watzke immer an der Seite der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Diesen Einsatz wollen wir würdigen.“
Mit dem Leo-Baeck-Preis, der an den Rabbiner Leo Baeck sel. A. erinnert, ehrt der Zentralrat der Juden seit 1957 Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben. Zu den Preisträgern gehören die Bundespräsidenten a. D. Richard von Weizsäcker (1994), Roman Herzog (1998) und Christian Wulff (2011), Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel (2007) und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. 2022 erhielt der Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, Cem Özdemir, den Preis. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert.
20.08.2024
Statement Dr. Schuster zum BGH-Urteil zum Stutthof-Prozess
„Ich halte das Urteil des Bundesgerichtshofs gegen die ehemalige KZ-Sekretärin Irmgard F. für richtig.
Es geht nicht darum, sie für den Rest ihres Lebens hinter Gitter zu stecken. Es geht darum, dass sich eine Täterin für ihre Taten verantworten und Worte finden muss, für das, was geschehen ist und für das, woran sie beteiligt war. Als Sekretärin im KZ Stutthof war Irmgard F. eine bewusste Gehilfen der nationalsozialistischen Mordmaschinerie und verantwortlich für die Ermordung tausender Menschen. Für Schoa-Überlebende ist es enorm wichtig, dass eine späte Form der Gerechtigkeit versucht wird. Umso schwerer wiegt das fehlende Schuldeingeständnis der Täterin. Es steht beispielhaft für die überwiegende Mehrheit der NS-Täter und Täterinnen, die unbehelligt ihr Leben fortführen konnten, ohne strafrechtliche Konsequenzen für ihre grausamen Verbrechen zu fürchten. Das Rechtssystem hat heute eine klare Botschaft gesendet: Auch fast 80 Jahre nach der Schoa, darf kein Schlussstrich unter die NS-Verbrechen gezogen werden. Mord verjährt nicht - weder juristisch, noch moralisch.“
24.07.2024
Jüdische Soziale Arbeit Bachelor of Arts (B.A.)
Berufsbegleitender Studiengang - In Kooperation mit der Fachhochschule Erfurt und der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass im kommenden Semester der berufsbegleitende Bachelorstudiengang „Jüdische Soziale Arbeit“ startet. Dieser 7-semestrige Studiengang wird von der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg in Kooperation mit der FH Erfurt und dem Zentralrat der Juden in Deutschland angeboten.
Der Studiengang „Jüdische Soziale Arbeit“ vermittelt Ihnen grundlegende Kompetenzen in der Sozialen Arbeit sowie vertiefte Kenntnisse in jüdischer Geschichte, Religion und Kultur. Ziel des Studiums ist es, Sie zu befähigen, aus jüdischer Verantwortung heraus das soziale Miteinander zu gestalten und den Dienst am Menschen zu leisten. Dabei legt der Studiengang besonderen Wert auf eine praxisorientierte Ausbildung, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden basiert. Der Studiengang richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Mitglieder jüdischer Gemeinden und Institutionen in Deutschland sowie an Interessierte des Studiengangs „Jüdische Soziale Arbeit“, die die Zugangsvoraussetzungen zum Studium erfüllen.
Zum Studiengang: - Abschluss: Bachelor of Arts (BA Soziale Arbeit) - Staatlich anerkannte Sozialarbeiter:innen/Sozialpädagog:innen - Dauer: 7 Semester - Start: Wintersemester 2024/25, Vorlesungsbeginn: 20. Januar 2025 - Veranstaltungsort: Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg sowie online
Kosten: die Kosten für die Lehre und die Verpflegung in der Hochschule für Jüdische Studien werden von den Veranstaltern übernommen. Anteilige Übernachtungskosten werden ebenfalls erstattet.
Voraussetzungen: - eine allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife oder Fachhochschulreife - ein Vorpraktikum bis zum Studienbeginn von mindestens acht Wochen in Vollzeit (320h; Anerkennung von bereits absolvierter Ausbildung/Praxis ist möglich) - möglichst ein Praktikum oder eine berufliche Tätigkeit von mind. 8h/Woche (Arbeitsvertrag/Praktikumsvertrag) während des Studiums in einer Einrichtung der Sozialen Arbeit.
Nutzen Sie diese Gelegenheit, um sich berufsbegleitend weiterzubilden und einen qualifizierten Abschluss zu erwerben, der Sie für eine eigenverantwortliche Tätigkeit im Feld der Sozialen Arbeit / Sozialpädagogik befähigt.
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung und stehen Ihnen für weitere Fragen in einem digitalen ersten Informationsgespräch am 29. August um 17 Uhr gerne zur Verfügung. Möchten Sie an der Informationsveranstaltung teilnehmen? Dann melden Sie sich gern an unter: .
24.07.2024
Statement Dr. Josef Schuster zum IZH-Verbot
„Das Verbot des IZH in Hamburg durch das BMI ist konsequent. Das Mullah-Regime des Iran und seine Proxys sind weltweit in Stellung: Ihr Ziel ist die Zerstörung unserer Demokratie und unserer Art zu leben. Der aggressive Antisemitismus ist ein Kernelement dieser Ideologie des Hasses, die sich gegen uns alle richtet. Deutschland muss alles dafür tun, dass dieser Hass keine Verbreitung findet. In Zeiten, in denen unsere offene Gesellschaft von innen und von außen bedroht wird, müssen wir gemeinsam unsere Demokratie und alles wofür sie steht verteidigen.“
16.07.2024
Global Task Force Warns of Surge in Antisemitism Across Seven Countries Post-October 7
Buenos Aires, Argentina, July 16, 2024 ... Ahead of the 30th anniversary of the AMIA bombing in Buenos Aires, the J7 Task Force Against Antisemitism convened to address common challenges, develop coordinated strategies, and share best practices in response to the recent surge in antisemitism worldwide.
Jonathan A. Greenblatt, CEO and National Director of ADL, delivered opening remarks the J7 press conference today: “Jews are in the crosshairs worldwide. We have experienced this every day since October 7, with Jews and our institutions being threatened and targeted. In another iteration, just this last weekend, immediately following the assassination attempt on former President Trump, online speculation took off with conspiracy theories about Jews, Israel, the Deep State and more. Let me be clear: there is no place in a democracy for political violence, period. There is also no place for senseless, hateful antisemitism. None of this should be normalized.”
The task force’s recent discussions focused on the alarming rise in antisemitism across all seven countries following Hamas’s October 7 attack on Israel. This occurred against the backdrop of the upcoming anniversary of the AMIA bombing and the ongoing influence of the Islamic Republic of Iran on global terrorism and antisemitism. The J7 Task Force includes leaders from top Jewish advocacy organizations in Argentina, Australia, Canada, France, Germany, the UK, and the U.S.
Leaders of the J7 Task Force communities shared their perspectives on this troubling global surge of anti-Jewish hate in their countries post-October 7:
Argentina - Jorge Knoblovits, President, DAIA: “For DAIA, representing the Argentine Jewish community, it is of utmost importance to welcome the distinguished delegations and committees of the J7 Task Force to the city of Buenos Aires. The global fight against antisemitism, as well as the continuous exchange of knowledge and experiences facilitated by the J7, will undoubtedly contribute significantly to improving the outcomes in the battle against this scourge.”
Australia–Carly Shamgar, Chief Operating Officer, Executive Council of Australian Jewry: “Following the October 7 massacre in Israel, antisemitic incidents in Australia rose 738%. From Jihadi flags and flares on the steps of our iconic Opera House to vandalism of a Jewish Member of Parliament office, concern in the Australian Jewish community remains heightened. We welcome the government’s recent announcement of Australia’s first Antisemitism Envoy, former President of the Executive Council of Australian Jewry, Jillian Segal who has called for a national strategy to combat antisemitism and will report directly to the Prime Minister.”
Canada – Shimon Fogel, President and CEO, CIJA: “The battle in which we are engaged is about more than the alarming level of hate directed against the Jewish people and the Jewish state. At its core, it is about the protection of the liberal democratic values that serve as the foundation of western society. Antisemitism is simply the “early warning system” for that global threat. And we ignore it at our collective peril.”
France– Robert J. Ejnes, Executive Director, CRIF: “Antisemitism has surged alarmingly in France since October 7, 2023. As home to the largest Jewish community in Europe, the country has witnessed a disturbing increase in violent acts targeting Jews of all ages. Moreover, an insidious "antisemitism of atmosphere" has permeated French society, making daily life increasingly intolerable for our Jewish fellow-citizens. We must stand in solidarity against this rising tide of hate. It is our collective responsibility to ensure that every citizen, regardless of their background, can live without fear. The situation in France is a stark reminder of the need for vigilance and action to protect the rights and safety of all communities.”
Germany– Daniel Botmann, CEO, Central Council of Jews in Germany: "At J7, we are joining forces and knowledge. Together, we want to fight antisemitism and hate in its most abhorrent forms, which we have seen since October 7th. In Germany, we are currently aiming to close the legal loophole regarding the call to eradicate states - a direct line must lead from 'From the river to the sea' to the courtroom."
UK – Michael Wegier, Chief Executive, Board of Deputies of British Jews: “The Jewish community is deeply concerned at the massive rise in antisemitism since October 7 which peaked even before Israel responded. We are a strong resilient community which will not allow antisemitism to define our identity as British Jews. We also recognise that non-Jewish allies are essential in helping us combat the waves of Jew hatred in the UK and globally. Our commitment to Israel is resolute as we work to promote its security, peace, societal fairness, and economic prosperity.”
U.S.- William C. Daroff, CEO, Conference of Presidents of Major American Jewish Organizations: “In the wake of October 7, the heartbeats of global Jewry became synchronized as one. As we face unthinkable levels of antisemitic harassment and violence, we turn to each other for support and resources. American Jews take seriously our responsibility as the largest diaspora community and stand resolutely by our brethren around the world."
The J7, the Large Communities’ Task Force Against Antisemitism, was formed in response to increasing rates of antisemitism around the world and comprises major Jewish organizations in the United States, Canada, the United Kingdom, Germany, France, Argentina and Australia. In addition to top-level consultations, the J7 leads working groups comprised of subject matter experts from each community to develop strategies and action plans within areas such as policy and advocacy, tech policy, security, extremism and education against antisemitism.
11.07.2024
Statement zum Social Media Post des Auswärtigen Amtes
Zentralrat kritisiert Äußerungen zum Raketentreffer in einer Schule in Gaza
Der Post des Auswärtigen Amtes zu dem Raketentreffer in einer Schule in Gaza irritiert und lässt jegliche Räson vermissen. Was wir darüber wissen, wissen wir von der Hamas. Wir wissen außerdem auch, dass es die Terrororganisation Hamas ist, die diesen Krieg, der so viel Leid verursacht, in Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser trägt. Das heißt nicht, dass die israelische Armee zivile Opfer einfach hinnehmen kann, sondern alles dafür tun muss, um weiteres Leid zu verhindern, selbst wenn sie es mit einem Gegner zu tun hat, der diese Opfer bewusst provoziert. Bevor es das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland über Social Media forderte, wurde von der israelischen Armee selbstverständlich eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet. Den Aufruf deutscher Diplomaten an die einzige Demokratie im Nahen Osten hat es nicht bedurft. Wo bleibt an einem Tag wie diesem der klare Aufruf an die Hamas, keine unschuldigen Menschen als Schutzschilde zu missbrauchen?
Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster
Rede zur Einweihung der neuen Räumlichkeiten sowie der Torarolle des Militärrabbinats, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Dr. Josef Schuster, 4. Juli in Berlin
Es ist mir eine große Ehre, mit Ihnen heute den Einzug des Militärrabbinats in diese neuen Räumlichkeiten sowie die Einweihung der Torarolle zu feiern. Und das ist übrigens eine besondere Tora – eine Reise-Rolle, die nachher ganz un-glamourös, wie es sich militärisch gehört, in einer Reise-Box für den Transport verwahrt wird. Das ist – viereinhalb Jahre nach der Unterzeichnung des Staatsvertrags zur Einrichtung des Militärrabbinats – ein weiteres Zeichen, dass die jüdische Militärseelsorge angekommen ist in der Bundeswehr und das macht mich stolz.
Es freut mich in diesem Sinne auch besonders, dass Sie, Herr Bundesminister, aus diesem Anlass heute hier sind. Ihr Besuch unterstreicht die Bedeutung dieser Ereignisse.
Meine Damen und Herren, die jüdische Gemeinschaft hat ihren Platz innerhalb der Bundeswehr eingenommen. Er steht ihr zu. Jüdische Soldaten haben im Ersten Weltkrieg – bereits unter dunklen Vorzeichen eines Antisemitismus innerhalb des Militärs und der Militärverwaltung – überproportional zum jüdischen Anteil in der Gesellschaft ihren Dienst für Deutschland geleistet. Und mit ihnen auch bereits zahlreiche Militärrabbiner, unter ihnen Leo Baeck seligen Angedenkens. Viele von jenen, die aus diesem grausamen Krieg zurückkehrten, wurden mit Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet. Sie haben ihnen drei Jahrzehnte später nichts genützt.
Nach der Schoa hat es eine Weile gedauert, bis sich die Bundeswehr der dunklen Vergangenheit angenommen hat. Das betraf auch das Aufeinander zugehen mit der jüdischen Gemeinschaft. Heute sind Szenen wie auf dem jüdischen Friedhof in Würzburg selbstverständlich, wo jedes Jahr am Volkstrauertag den gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkrieges im Beisein von Bundeswehrsoldaten gedacht wird. Und das passiert in ganz Deutschland.
Mit dem Ankommen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland in der Bundeswehr verbindet sich aber noch viel mehr als die Stärkung der Sichtbarkeit jüdischen Lebens in der Gesellschaft, der Förderung des Verständnisses des Judentums innerhalb der Bundeswehr oder der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Nein, uns stellt sich die Frage, welche Rolle kann eine solche Bundeswehr, geprägt von innerer Führung und moralischer Stabilität, für unsere Gesellschaft einnehmen? Welche Funktion hat sie? Und welchen Beitrag kann die in ihr verankerte jüdische Gemeinschaft dafür leisten?
Ich denke gerade nach dem grausamen Massaker der Hamas vom 7. Oktober häufig an eine Analyse des britischen Rabbiners Lord Jonathan Sacks seligen Angedenkens, die er zehn Jahre nach dem Anschlag auf das World-Trade-Center vom 11. September 2001 gezogen hat. Er schrieb 2011 in einem Artikel in der TIMES, der größte Feind der freien Welt seien wir selbst. Wann immer das „Ich“ wichtiger werde, als das „Wir“, wann immer der Nutzen von heute Vorrang vor der Lebensfähigkeit von morgen habe, ist eine Gesellschaft in Schwierigkeiten.
Wir sollten nach den antisemitischen Ausschreitungen auf deutschen Straßen sowie den im Wochentakt auftretenden Skandalen nicht nur auf die anderen schauen. Ich sage bewusst nicht nur, denn natürlich gehört es dazu vor den bestehenden gesellschaftlichen Problemen nicht die Augen zu verschließen, so wie wir es vielleicht bereits nach nine-eleven taten, als vielerorts – von der Westbank über Europa – Menschen jubelnd durch die Straßen zogen. Was fehlte war die Verbreitung über Social Media.
Aber, meine Damen und Herren, wir sollten zu einem großen Stück doch auch auf uns selbst schauen. Was können wir besser machen? Wie können wir, um bei Jonathan Sacks zu bleiben, unsere eigenen Werte und Institutionen stärken und wieder an uns glauben? Darauf kam es ihm an und seine Botschaft ist heute wichtiger, denn je.
Die Bundeswehr, und das ist in meinen Augen eine erfreuliche Entwicklung, hat in den vergangenen Jahren einen Weg eingeschlagen, der sie zu solch einer moralischen Institution machen kann. Eine Institution, in der die Pflicht zur Verantwortung füreinander im Zentrum steht. Die Erfüllung dieser Pflicht mache nach dem bereits erwähnten Leo Baeck überhaupt erst einen Menschen aus, der immer auch ein „Mitmensch“ sei. Baeck, der nach seiner Zeit als Militärrabbiner zu einer Art Lichtgestalt des deutschen Judentums aufstieg und dessen Ideen auch heute noch die Arbeit des Zentralrats entscheidend prägen, schrieb diesen Aufsatz über das „Menschsein“ am Vorabend des Ersten Weltkriegs.
Es ist mir in diesem Sinne eine Ehre, dass die jüdische Gemeinschaft ihren Beitrag zu dieser wichtigen Entwicklung der Bundeswehr leisten kann. Ich danke allen, die das möglich machen mit ihrer Arbeit!
04.07.2024
Presseerklärung Einweihung Militärrabbinat und Übergabe der Tora
Berlin (04.07.2024) – Mit einer feierlichen Prozession vom Gebäude des Zentralrats der Juden an der Tucholskystraße zum Militärrabbinat haben der Bundesminister der Verteidigung, Boris Pistorius, und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, die Räume des Militärrabbinats eingeweiht.
Im Leo-Baeck-Haus des Zentralrats hatte zuvor ein religiöser Schreiber die Tora fertig gestellt. Minister Pistorius und Präsident Schuster beteiligten sich gemeinsam mit Rabbinern und jüdischen Soldatinnen und Soldaten am Schreiben der letzten Buchstaben der Gebetsrolle. Danach wurde die Pergamentrolle mit Stoff verhüllt. Jüdische Soldaten und Militärrabbiner trugen eine Chuppa, einen Stoff-Baldachin, unter dem die Torarolle ins Militärrabbinat gebracht wurde.
„Für mich war es eine besondere Ehre, dass ich heute bei der Vollendung der Torarolle anwesend sein durfte. Für diese letzten Buchstaben stehe ich jetzt Pate – und damit auch für den Mut und die Zuversicht, die aus der Torarolle erwachsen sollen. Die Jüdische Militärseelsorge hat einen festen Platz in der Truppe – und jetzt auch ein Zuhause in der Johannisstraße. Eine lebendige jüdische Militärseelsorge tut uns gut“, so Boris Pistorius, Bundesminister der Verteidigung.
„Mit der Einweihung der Torarolle des Militärrabbinats und dem Einzug in die neuen Räumlichkeiten hat die jüdische Gemeinschaft endgültig ihren Platz in der Bundeswehr eingenommen. Die Verankerung des Judentums in der Bundeswehr ist eine Selbstverständlichkeit, aber auch um Selbstverständlichkeiten muss immer wieder gekämpft werden. Ich freue mich, dass die jüdische Gemeinschaft in Deutschland einen Beitrag zur Entwicklung der Bundeswehr leistet“, sagte Zentralratspräsident Dr. Schuster bei der Ankunft der Tora im Militärrabbinat.
Die Fertigstellung der Tora-Rolle ist im Judentum eine der feierlichsten Aktivitäten, die mit der Einweihung von Synagogen und anderen religiösen Stätten einher geht. Die Sofrim, die religiösen Schreiber, sind speziell ausgebildete Schriftexperten, die den hebräischen Text mit Tinte und Federkiel meist in Anwesenheit von Rabbinern und der Gemeinde finalisieren. Militärbundesrabbiner Zsolt Balla beendete die Zeremonie mit einem Gebet.
Das Militärrabbinat war seit seiner Gründung 2021 zwischenzeitlich in einer Bundeswehr- Kaserne nahe Berlin-Köpenick untergebracht. In den neu eingeweihten Geschäftsräumen des Militärrabbinats wird die Tora nun in einer Reise-Box aufbewahrt, denn sie soll nicht nur an jüdischen Feiertagen, sondern auch in Einsätzen der Bundeswehr genutzt werden.
Weitere Informationen, Materialien und Fotos finden Sie in der digitalen Pressemappe.
04.07.2024
Feierliche Eröffnung des neuen Synagogenzentrums Potsdam
Ansprache des Zentralratspräsidenten Dr. Josef Schuster anlässlich der Eröffnung des neuen Synagogenzentrums in Potsdam.
Kvod Harabbanim
Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,
sehr geehrter Herr Präsident der Zentralwohlfahrtstelle der Juden, lieber Ebi,
meine Damen und Herren,
heute ist ein Tag der Freude und des Stolzes für uns alle, ein Tag, an dem wir die Früchte jahrelanger Anstrengung ernten dürfen. Lange fehlte das Herzstück jüdischen Gemeindelebens in Potsdam, ab heute schlägt es wieder, hör-und sichtbar. Der Bau dieser Synagoge konnte nur dank einer engagierten Politik der Regierung des Landes Brandenburg und der Stadt Potsdam gelingen. Dafür möchte ich Ihnen danken.
Hervorheben möchte ich die zentrale Rolle der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland: Ohne sie und ohne ihre Trägerschaft, wäre der Bau dieser Synagoge nicht möglich gewesen.
Einen bescheidenen Beitrag durfte auch ich leisten, so kamen Frau Staatsministerin Dr. Schüle und Herr Staatssekretär Dünow gemeinsam mit Herrn Lehrer in meine Heimatgemeinde nach Würzburg, wo wir den gordischen Knoten zur Errichtung dieser Synagoge gemeinsam endlich durschlagen konnten.
Meine Damen und Herren,
in den 90er Jahren zogen über 200.000 Jüdinnen und Juden und ihre Familienangehörigen aus der zerfallenen Sowjetunion nach Deutschland; in das Land der Täter. Jüdische Gemeinden wurden wiederbelebt und neugegründet. Das ist auch eine Geschichte von Flucht und Migration – von einer ganz eigenen Form des Ankommens in diesem Land. In Ostdeutschland trafen Sie auf eine Gesellschaft, die selbst gerade erst dabei war, ihren Platz im wiedervereinten Deutschland zu finden. Eine Suche, die auch heute noch nicht überall abgeschlossen ist.
Gesamtgesellschaftlich wurde die Einwanderung der jüdischen Kontingentgeflüchteten irgendwo zwischen Erfolgsgeschichte und Migrationsproblem aus dem Ostblock aufgefasst. Die grassierende Fremdenfeindlichkeit der 90er und Nuller-Jahre machte vor Jüdinnen und Juden nicht Halt und auch die beschwerliche Bürokratie des deutschen Staates nicht, der sich nicht als Einwanderungsland begreifen wollte.
Den damals zugewanderten Jüdinnen und Juden möchte ich meinen mein Respekt und meinen Dank aussprechen. Sie sind Teil der Gründungsgeneration jüdischen Gemeindelebens in Brandenburg nach der Schoa. Ohne die Gemeinde und ihre Mitglieder, stünden wir heute nicht hier.
Meine Damen und Herren,
immer noch von Mut zu sprechen, wenn es um die Einweihung einer Synagoge geht, fühlt sich in diesen Zeiten leider richtig an.
Was soll uns dieser Mut sagen? Die jüdische Gemeinschaft tritt seit Jahren mutig und sichtbar auf, und es hat nichts daran geändert, dass Synagogen zu Anschlagszielen erklärt werden. So wie erst kürzlich im Fall des versuchten Brandanschlags gegen die Synagoge in der Brunnenstraße in Berlin, die Ziel von Islamisten wurde.
In ebenjener Synagoge fanden wir uns am 9. November letztmalig in einer Synagoge zusammen. Am damaligen Tag wurde ein wichtiges Signal aus der Mitte des Parlaments gesendet. Das Ziel eines gemeinsamen Antrages zum Schutz jüdischen Lebens in Deutschland wurde formuliert – das ist nun 8 Monate her. Beschlossen wurde er nicht und dieser Entschließungsantrag ist weiterhin nicht in Sicht. Wie lange kann es dauern, sich auf einen fraktionsübergreifenden Antrag zum Schutz jüdischen Lebens zu einigen?
Seit den in Teilen relativierenden, verherrlichenden oder ausbleibenden Reaktionen auf den 7. Oktober, hat sich der moralische Standard verschoben.
Viele Jüdinnen und Juden sprechen davon, dass sich ihr Freundeskreis verkleinert hat, dass sie in verständnislose Augen schauen, wenn sie über Antisemitismus sprechen. Das festzustellen, ist schmerzlich. Sie sind wütend. Sie erkennen alten Hass im neuen, mehrheitsfähigen Gewand, dort, wo er ihnen entgegenschlägt.
Für viele Jüdinnen und Juden ist die Zeit am »Schwarzen Schabbat« stehen geblieben. Doch die Uhren laufen weiter. Für die Menschen in Gaza und für die Geiseln, sowie ihre Angehörigen, tut sie es in einem schrecklichen Takt.
Juden und Palästinenser sind nicht nur Nachbarn im Nahen Osten, sie sind es auch in deutschen Städten. Hier wie dort gilt: Zu einem Zusammenleben gibt es keine Alternative.
Ich will mir eine Welt ohne Israel nicht vorstellen. Es ist schlimm genug in einer Welt zu leben, in der es an der Tagesordnung steht, dem einzigen jüdischen Staat das Existenzrecht abzusprechen.
Ich weiß nicht, ob jene, die zu keiner Empathie und Solidarität gegenüber Juden am 7. Oktober fähig waren, ihren moralischen Bankrott in Zukunft überwinden werden.
Es gelang ihnen selbst in den darauffolgenden Wochen und Monaten nicht, als jüdische Geschäfte und Häuser mit Davidsternen markiert wurden und auch nicht, als offen Vernichtungsdrohungen gegen Juden weltweit ausgerufen wurden. Hier sehe ich einen Gradmesser für den Zustand unserer Demokratie.
Je stärker eine Minderheit ausgegrenzt oder diskriminiert wird, und je stärker die Mehrheit dies mitträgt oder schweigend wegschaut, desto schlechter ist es um die Demokratie bestellt.
Ein Drittel der jüdischen Gemeinden hat in den Wochen nach dem 7. Oktober antisemitische Angriffe erfahren, die von Vandalismus und psychischem Druck bis hin zu Anschlägen reichten. Viele Gemeinden reagierten schnell und erweiterten ihr Angebot und ihre Arbeitsschwerpunkte.
Insbesondere jüdische Senioren, Familien mit Kindern und Jugendlichen sind von der aktuellen Situation betroffen.
Wir können stolz auf die Infrastruktur sein, die die Gemeinden geschaffen haben, und die so stark ist, dass sie auch geflüchteten Menschen das Ankommen und Integration in Deutschland erleichtert. Die damals zugewanderten Jüdinnen und Juden, sind die Gemeindemitglieder von heute, die Brücken für die von Krieg und Verfolgung betroffenen Ukrainer bauen.
Meine Damen und Herren,
diese Arbeit manifestiert sich in Gebäuden, wie dieser Synagoge. Ich danke allen Unterstützern und Unterstützerinnen, die zur Errichtung und Eröffnung dieses neuen Zentrums jüdischen Lebens beigetragen haben, stellvertretend Architekt Jost Haberland.
Sie alle haben es geschafft, Sicherheit und Sichtbarkeit im Stadtbild, in diesem prachtvollen Gebäude zu vereinen.