Verwaiste jüdische Friedhöfe
Über 2.000 jüdische Friedhöfe in Deutschland bilden ein reiches kulturelles und religiöses Erbe. Begräbnisstätten haben im Judentum eine besondere Bedeutung: Sie sind Teil des Lebens und auf Dauer angelegt: „Bet Olam“ – Haus der Ewigkeit – ist eine hebräische Bezeichnung für den Friedhof.
Die Grabsteine mit ihren traditionell hebräischen Inschriften tragen wichtige Informationen über jüdisches Leben vergangener Zeit. In der NS-Zeit wurden fast alle jüdischen Friedhöfe geschändet, aber oft nicht vollständig zerstört. Daher sind sie vielerorts die letzte sichtbare Erinnerung an die jüdische Geschichte des Ortes und wichtige, geschützte Denkmale. In kleinen Gemeinden bilden sie oft die einzig sichtbare Erinnerung an die jüdische Geschichte des Ortes.
Alter jüdischer Friedhof in Kiel, 2024. © Jüdische Gemeinde Kiel und Region e.V.
In Schleswig-Holstein existieren heute 22 jüdische Friedhöfe. Die meisten von ihnen gehören der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein.
In einer Vereinbarung vom 21. Juni 1957 sind der Bund und die Länder übereingekommen, gemeinsam für die dauernde Sicherung und Betreuung der pflegeverwaisten jüdischen Friedhöfe zu sorgen.
„Die Pflege der Friedhöfe der während der Zeit des Nationalsozialismus vernichteten jüdischen Gemeinden ist Ausdruck der bleibenden Erinnerung an den Völkermord an den Juden und der Trauer über das Leid, das vom Nationalsozialistischen Deutschland angerichtet wurde. Umso dankbarer sind wir, dass es in unserem Land heute wieder wachsende jüdische Gemeinden und aufblühendes Leben gibt.“
Dr. Wolfgang Schäuble
Verwaiste jüdische Friedhöfe im Besitz der Jüdischen Gemeinschaft SH
Die Friedhöfe können besucht werden. Hinweise zur Öffnung und zu Führungen entnehmen Sie bitte den Informationen zu den einzelnen Friedhöfen.
Grundsätzlich ist der Friedhof ein Ort der Ruhe und des Gedenkens, dessen Würde zu wahren ist. Die Gräber dürfen nicht betreten und Grabsteine nicht berührt werden. Besuchende tragen angemessene Kleidung, männliche Besucher – jung und alt – eine Kopfbedeckung. Am Schabbat (Samstag), an jüdischen Feiertagen und nach Sonnenuntergang wird der Friedhof nicht betreten. Eine Auflistung und Erklärung der jüdischen Feier- und Gedenktage mit genauen Datumsangaben finden Sie hier. Auf dem Friedhof wird nicht gegessen, getrunken oder geraucht und es werden keine Tiere mitgeführt. Die Störung der Totenruhe ist eine Straftat (§ 168 StGB).
Jüdische Friedhöfe in Friedrichstadt
Jüdischer Friedhof in Glückstadt
Jüdischer Friedhof in Kiel
Jüdischer Friedhof in Lübeck-Moisling
Jüdischer Friedhof in Stockelsdorf
Jüdischer Friedhof in Westerrönfeld
Projekt "Steinerne Zeugen. Beschilderung der jüdischen Friedhöfe in Schleswig-Holstein"
2024/25 wurden alle jüdischen Friedhöfe in Schleswig-Holstein mit Informationstafeln ausgestattet – ein bundesweit einmaliges Projekt. Die Tafeln informieren über die Bedeutung des Bestands der jüdischen Friedhöfe in Deutschland, die Geschichte des jeweiligen Friedhofs sowie über die beim Betreten des Friedhofs einzuhaltenden Regeln. Durch sie wird die Sichtbarkeit der Friedhöfe und damit auch jüdischen Lebens als Teil der Geschichte und Gegenwart schleswig-holsteinischer Kommunen erhöht und zugleich ein nachhaltiger Beitrag zur stärkeren Verankerung des kostbaren historischen Erbes der jüdischen Friedhöfe im „kulturellen Gedächtnis“ des Landes geleistet.
Die Texte für die Informationstafeln sowie diese Website wurden unter der Leitung von Dr. Helge-Fabien Hertz im Wintersemester 2024/25 von Studierenden der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel auf der Grundlage der jeweils verfügbaren Lokalliteratur, aber auch von Archivquellen erarbeitet. Unterstützung erfuhren sie bei ihrer Arbeit von den vielen Kooperationspartnern des Projekts, zu denen neben den jüdischen Gemeinden und Landesverbänden in Schleswig-Holstein auch das Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, die Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein e.V. (LAGSH), das Jüdische Museum in Rendsburg sowie zahlreiche lokale Expertinnen und Experten zumeist aus dem Kompetenznetzwerk NET OLAM zählen. Finanziert wurde das Projekt von den schleswig-holsteinischen Kommunen mit jüdischen Friedhöfen auf ihren Territorien (Ahrensburg, Bad Segeberg, Burg auf Fehmarn, Elmshorn, Eutin, Flensburg, Friedrichstadt, Glückstadt, Kiel, Lübeck, Neustadt in Holstein, Stockelsdorf, Westerrönfeld) sowie der Stiftung Diakoniewerk Kropp, der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein und dem Landesbeauftragten für politische Bildung Schleswig-Holstein. Zudem wurde es aus dem Fonds für Lehrinnovation 2024/25 der Kieler Universität gefördert.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier und hier.
Text: Dr. Helge-Fabien Hertz

Pressespiegel zum Projekt "Steinerne Zeugen"
der reporter – das Familienwochenblatt: Infotafel für Eutins jüdischen Friedhof. 28.05.2025.
URL: https://www.der-reporter.de/eutin/eutin-am-mittwoch/artikel/infotafel-fuereutins-juedischen-friedhof
sh:z (Flensburger Tageblatt): Gräber für die Ewigkeit. Neue Informationstafel am jüdischen Friedhof in Flensburg enthüllt. 28.05.2025, S. 18.
Lübecker Nachrichten: Für mehr Sichtbarkeit: Jüdischer Friedhof Lübeck-Moisling erhält Infotafel. 26.05.2025.
Kieler Express: Steinerne Zeugen jüdischer Kultur. 24.05.2025, S. 3.
sh:z (Ostholsteiner Anzeiger): Neue Infotafel erinnert an jüdische Geschichte Eutins – Friedhof als stiller Zeuge gegen das Vergessen. 23.05.2025.
sh:z (Husumer Nachrichten): Grabsteine wurden als Wegplatten missbraucht: Jüdischer Friedhof in Friedrichstadt restauriert. 23.05.2025.
Flensborg Avis: Jødisk historie bliver genskabt i Frederiksstad. 21.05.2025.
URL: https://www.fla.de/kultur/historie/82409/jodisk-historie-bliver-genskabt-i-frederiksstad
sh:z: Steinerne Zeugen: Warum der jüdische Friedhof in Glückstadt nun sichtbarer ist. 20.05.2025.
Newsletter CHAVERIM – Freunde Israels: Steinerne Zeugen. Die jüdischen Friedhöfe in Schleswig-Holstein erhalten Info-Tafeln über ihre reiche Geschichte. 19.05.2025.
Hempels. Das Straßenmagazin für Schleswig-Holstein: Projekt „Steinerne Zeugen“ macht jüdische Friedhöfe sichtbar. 16.05.2025.
sh:z: Jüdische Friedhöfe: Einheitliche Informationstafeln vermitteln Geschichte und mahnen gegen Antisemitismus. 15.05.2025.
Uni heute: Einzigartiges Projekt in Schleswig-Holstein: Jüdische Friedhöfe sichtbar machen! 13. Mai 2025.
Nordkirche: Projekt „Steinerne Zeugen“ macht jüdische Friedhöfe sichtbar. 13.05.2025.
Das Wissen. Treibstoff des Fortschritts: Steinerne Zeugen: Jüdische Friedhöfe in Kiel werden sichtbar gemacht. 13.05.2025.
URL: https://das-wissen.de/steinerne-zeugen-juedische-friedhoefe-in-kiel-werden-sichtbar-gemacht/
Stabsstelle Presse, Kommunikation und Marketing der Kieler Universität: Steinerne Zeugen als sichtbares Zeichen jüdischer Kultur. 13.05.2025.
URL: https://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/075-steinerne-zeugen
Kieler Nachrichten: Steinerne Zeugen: Infotafeln für jüdische Friedhöfe. 13. Mai 2025, S. 26.
NDR (Schleswig-Holstein Magazin): Projekt soll jüdische Friedhöfe sichtbarer machen. 12.05.2025.
RTL Nord HH / SH, Nachrichten 18 Uhr, Folge 92 vom 12.05.2025.
URL: https://plus.rtl.de/video-tv/shows/rtl-nord-hh-sh-904366/2025-5-1029162/episode-92-sendung-vom-12052025-1014389, Minute 11:40–12:25.
Evangelische Zeitung: Projekt „Steinerne Zeugen“ macht jüdische Friedhöfe sichtbar. 12.05.2025.
URL: https://evangelische-zeitung.de/projekt-steinerne-zeugen-macht-juedische-friedhoefe-sichtbar
Kiel Magazin – Das Stadtmagazin für Kiel: Steinerne Zeugen: Beschilderung jüdischer Friedhöfe in Schleswig-Holstein. 12.05.2025.
URL: https://www.kiel-magazin.de/artikel/beschilderung-juedischer-friedhoefe-in-schleswig-holstein
Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein: Steinerne Zeugen. 12.05.2025.
Freies Radio Neumünster: Seminar „Steinerne Zeugen“: Ein wegweisendes Projekt zur Sichtbarmachung jüdischer Friedhöfe ist jetzt in Kiel gestartet. 12.05.2025.
NDR 1 Welle Nord, Nachrichten für Schleswig-Holstein, Regionalnachrichten aus dem Studio Kiel, mehrere Stücke. 12.05.2025.
NDR 1 Welle Nord, Nachrichten für Schleswig-Holstein, Regionalnachrichten aus dem Studio Kiel 9:30 Uhr. 12.05.2025.
URL: https://www.ndr.de/wellenord/Regionalnachrichten-aus-dem-Studio-Kiel-930-Uhr,audio1871120.html
NDR, Schleswig-Holstein: Projekt in SH soll jüdische Friedhöfe sichtbarer machen. 12.05.2025.
Evangelische Zeitung: Jüdische Friedhöfe in Schleswig-Holstein werden aufgewertet. 07.05.2025.
URL: https://evangelische-zeitung.de/juedische-friedhoefe-in-schleswig-holstein-werden-aufgewertet
NDR (Schleswig-Holstein Magazin): „Steinerne Zeugen“: Jüdische Friedhöfe sollen sichtbar werden. 09.11.2024.
kulturkanal.sh – Unser Feuilleton im Netz: Jüdische Friedhöfe sichtbar machen. 30.09.2024.
URL: https://www.kulturkanal.sh/2024/09/30/juedische-friedhoefe-sichtbar-machen/
Lübecker Nachrichten: Infotafeln für jüdische Friedhöfe. 28.09.2024, S. 6.
Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein: „Steinerne Zeugen“: Ein wegweisendes Projekt zur Sichtbarmachung jüdischer Friedhöfe. 25.09.2024.
Lübecker Nachrichten: Bundesweit einzigartiges Projekt. Warum ein kleiner Friedhof in Neustadt ein „ewiger“ Ort ist. 16.07.2025. URL: https://www.ln-online.de/lokales/ostholstein/neustadt-qr-codes-an-juedischem-friedhof-geschichtliches-projekt-cau-kiel-beteiligt-7IK66OGLBFDGNOHH2VLE7UCGKE.html
Hamburger Abendblatt: Geheimnisvoller Friedhof: Das verbirgt sich hinter dem Gittertor. 15.07.2025. URL: https://www.abendblatt.de/schleswig-holstein/stormarn/article409506766/geheimnisvoller-friedhof-das-verbirgt-sich-hinter-dem-gittertor.html
Lübecker Nachrichten: Jüdischer Friedhof Ahrensburg: Erinnerungskultur per QR-Code. 14.07.2025. URL: https://www.ln-online.de/lokales/stormarn/ahrensburg-juedischer-friedhof-mit-info-tafel-erinnerungskultur-per-qr-code-V2FKLP3ZTBBWPC5KO3YPAZKBNA.html
sh:z (Stormarner Tageblatt): „Steinerner Zeuge“ auf dem jüdischen Friedhof Ahrensburg: Das steckt hinter dem Projekt. 11.07.2025. URL: https://www.shz.de/lokales/bargteheide-ahrensburg/artikel/juedischer-friedhof-ahrensburg-das-projekt-steinerner-zeuge-48974470
sh:z (Elmshorner Nachrichten): Warum wurde Elmshorns jüdischer Friedhof in der NS-Zeit nicht zerstört? 07.06.2025. URL: https://www.shz.de/lokales/elmshorn-barmstedt/artikel/elmshorn-wie-ueberstand-der-juedische-friedhof-den-nazi-terror-48800430






Der Alte jüdische Friedhof um 1920. © Stadtarchiv Friedrichstadt
Der Alte jüdische Friedhof um 1920. © Stadtarchiv Friedrichstadt
Kreisförmige Anordnung der erhaltenen Grabsteine des Alten jüdischen Friedhofs, um 2003. © Alemannia Judaica
Blick über den Neuen jüdischen Friedhof, 2025.
Plan der Festung Glückstadt, 1756. © Detlefsen-Museum Glückstadt
Bestandsplan, 1940
Eingangstor, 2024. © S. Koch
Grabplatte von Sara Markes, 2024. © S. Koch
Grabstele Jenny Levi, 2024. © S. Koch
Blick auf den Alten jüdischen Friedhof in Kiel, 2025
Lindenallee, 2025
Innenansicht des Taharahauses, 2024
Heinz Salomon. o.J.
Blick über den Friedhof Lübeck-Moisling, 2023
Kapelle und Wärterhaus des jüdischen Friedhofs in Moisling, 1910
„Exodus“-Gedenkstein, 2024
Gedenkstein Familie Magnus, 2025. Die Inschrift ist heute nicht mehr lesbar. © U. Vianden
Historische Aufnahme der Barockgruppe aus den 1930er Jahren.
Die Levitenkanne, 2025. © U. Vianden
Priesterhände, 2025. © U. Vianden